"Mitfühlen zeigt Ihnen Ihre Vollkommenheit"


Mitgefühl heißt, etwas Mit-Fühlen. Also das Gefühl, das ein anderer Mensch gerade wahrnimmt, auch zu fühlen. Sie können zum Beispiel spüren, wie jemand traurig ist, mit sich kämpft, zweifelt oder zufrieden ist...

Dieses Mitgefühl lässt sich leicht entdecken: Je mehr Sie sich selbst öffnen und Ihre Gefühle und Ihr Sein zulassen, desto leichter können Sie Gefühle anderer Menschen wahrnehmen. Denn Sie sind schon alles, alle Erfahrungen, alle Gefühle, die es gibt, und können diese jederzeit anschauen.

 

Wenn Sie im Fernsehen zum Beispiel Menschen sehen, die in Armut leben, können Sie deren Gefühle genau nachfühlen - die tägliche Suche nach Essen oder Geld, die Angst, irgendwann gar nichts mehr zu haben, der Kampf mit der Ungerechtigkeit und dem Opferdasein... Sie können all das fühlen, obwohl Sie in diesem Leben nie in Armut gelebt haben - wenigstens die Existenzangst können die meisten Menschen leicht nachfühlen. Diese Erfahrung, diese Gefühle sind also schon Teil von Ihnen, und Sie haben sie in einem, oder mehreren Ihrer Leben ausgelebt.

Mitgefühl hat nichts mit Mitleid oder Mittragen zu tun. Oft haben wir das Gefühl jemandem etwas erleichtern zu müssen, wenn man spürt, wie schwer seine Erfahrung ist. Sie können diese Schwere jedoch nie für jemanden tragen oder ausgleichen, denn sie ist aus einem Grund da. Wenn Sie denken, Sie haben jemanden über diese schwere Erfahrung getragen, wird er sich eine nächste gestalten, denn er will damit arbeiten.

Wir versuchten zum Beispiel die Leute in Afrika vor Krankheiten und Armut zu retten - Seelen, die dort hingehen, wollen noch mit dieser Schwere und der Opferrolle arbeiten. Deshalb müssen sie sich die nächste Ausbeutung und den nächsten Bürgerkrieg suchen. Solange die Menschen diese Erfahrung machen wollen, können Sie dort die Verhältnisse nicht verändern. Auch Menschen können Sie nicht verändern. Sie können nur warten, bis sich das Bewusstsein der Menschen verändert - und dann ändern sich automatisch auch die Verhältnisse.

 

Mitgefühl heißt eine Erfahrung zu fühlen, ohne sie zu bewerten. Jede Erfahrung, die ein Mensch macht, ist Teil seiner Vollkommenheit und seiner Gestaltung. Indem Sie mitfühlen, ohne jemanden davor retten zu wollen, lassen Sie diesen Menschen seinen perfekten Weg gehen - Und Sie haben die Möglichkeit diesen Teil Ihres Seins anzuschauen und zu fühlen.

 

Indem Sie die Gestaltung jedes Menschen respektieren, akzeptieren Sie gleichzeitig Ihr ganzes Sein.

Sie können zum Beispiel auch einen Mörder oder einen Manipulator fühlen - Atmen Sie tief ein: Fühlen Sie Aggressionen, fühlen Sie Macht, Gewalt, das immer-mehr-Wollen... Atmen, fühlen, zulassen...

Fühlen Sie die Macht, fühlen Sie die Manipulationen, das Spiel damit?

Ja, auch das ist alles Teil von Ihnen. Haben Sie keine Angst davor, lassen Sie es herein. Durch Ihr Mitgefühl mit sich selbst, kann sich dieser Teil mit Ihnen vereinen. 

 

Mitfühlen ist also eine Möglichkeit, Ihre Gefühle, Ihre Aspekte, und somit Ihre Vollkommenheit zu entdecken. Mitleid hingegen, eine um viel Drama anzuziehen - und somit Ihre Vollkommenheit mit etwas Verspätung zu entdecken.


Mitleid werten wir im Massenbewusstsein als eine wertvolle Eigenschaft von Menschen. Man sollte Mitleid für Kranke, Benachteiligte, Arme... empfinden. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum? - Indem wir Mitleid erzeugen, wollen wir einem anderen Menschen seine Situation, sein Leben erleichtern. Sie können aber niemals das Leben des Anderen wirklich beeinflussen; Sie können mit Ihrer Energie dort nur einen Schein erzeugen. Ob das nun die Illusion ist Energie zu nehmen (Manipulation) oder zu geben (Mitleid), spielt dabei keine Rolle. Denn am Ende lebt jeder Mensch sein Leben und sein Sein - Und dort ist nur Platz für die eigene Energie.

 

Mitleid hat nichts mit Respekt für die Gestaltung jedes Menschen zu tun. Solange Sie denken, dass eine Gestaltung mehr wert ist als eine andere, gibt es immer jemanden, den Sie bemeitleiden können. Dabei beschränkt man dessen Gestaltung automatisch auf eine Seite - Schwere und Drama - und investiert durch sein Mitleid Energie genau darein.

Bemitleiden Sie zum Beispiel jemanden, der eine schwere Krankheit hat, dann denken Sie, Sie würden Ihm dadurch das Leiden erleichtern - mein Lieblingsspruch ist da immer: "Geteiltes Leid ist doppeltes Leid" - Dadurch, dass Sie so viel Energie in die Schwere und das Drama investieren, machen Sie es dem Anderen nicht leichter, die Vollkommenheit seiner Gestaltung zu erfahren. Und erst wenn er diese Vollkommenheit gespürt hat, kann er bewusst mit seiner Krankheit arbeiten und sie loslassen.

Bemitleidet man jemanden, fühlt man sich, obwohl man Energie investiert, erfüllt, denn man bekommt Energie dafür, dass man so ein guter, empathischer Mensch ist. Kein Wunder, dass Mitleid für manche Menschen zum Lebenssinn geworden ist. In diesen ganzen Energiespielchen um das Mitleid, ist es jedoch nicht möglich, sich selbst wirklich zu fühlen und man verliert sich - Ein sehr instabiler Lebenssinn also (wie alles, was wir im außen suchen).

 

Genau das gleiche Spielchen machen wir, wenn wir und selbst bemitleiden. Jeder von uns macht das gerne: Oh, ich hab' so wenig Geld/ Oh, ich arbeit' doch so viel und keiner lobt mich/ Warum hat der's so einfach im Leben und ich so schwer?... Und das Einzige, was man dadurch macht, ist, diese Sache nicht zu verändern, sondern sie erst recht in das eigene Leben zu lassen. Man wälzt sich mit Vergnügen im eigenen Drama, das einem das Leben doch sooo schwer macht.

 

Mitleid und Selbstmitleid sind unklar, denn es macht Ihnen das Leben nicht wirklich leichter. Sie schieben nur die eigene Bewegung in weite Ferne, indem Sie in das Drama und die Schwere investieren.

Wenn Sie sich oder eine andere Person also mal wieder beim Sich-Selbst-Bemitleiden erwischen, lade ich Sie zu einem schönen, ironischen "Oooh, du Arme/r!" ein. Und sollten Sie für jemand Mitleid empfinden wollen, dann atmen Sie tief ein und fühlen Sie, dass dieser Mensch perfekt für sich gestaltet - ja, zum Beispiel jeder Obdachlose, dem Sie begegnen.